Zweitagesfahrt und Motorausfall bei Obernzell - Donau Forum - der Treffpunkt für Donau Wassersportler
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Alt 18.08.2021, 22:09
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Standard Zweitagesfahrt und Motorausfall bei Obernzell

Um das Forum wieder mal etwas aufzulockern, kommt hier nach längerer Pause ein Erlebnisbericht vom beratungsresistenten Berater alias blutigen Anfänger.
Am 7. August bin ich mit meiner Schwester und zwei ihrer Bekannten mit meinem "Traumschiff" mitsamt Johnson Zweitaktermotor Bj. 1983 "in See gestochen". Ausgangspunkt war die WSV-Rampe in Schalding l.d.D. Ziel war der Gasthof/Biergarten in Exlau, zwischen Obermühl und Untermühl.
Normalerweise meide ich die Schleusen auf meinen Tagesausflügen, weil sie zu viel und zu unkalkulierbar Zeit fressen. Aber bei einer Zweitagestour kann man es machen, so der Plan.


Die erste Donauschleuse meines Lebens, Kachlet, übertraf schon gleich einmal meine schlimmsten Befürchtungen. An der Wartestelle angelegt und die Sprechstelle betätigt. Der Schleusenwärter wies mich darauf hin, dass Schleusungen für Sportboote durchaus Wartezeiten von eineinhalb Stunden bedeuten könnten. Ich soll mich erneut melden wenn ich ein Schiff auf der Bergseite ausfahren sehe. Denn viele überlegen es sich anders und fahren wieder weg, und er hat keine Kamera an der Sprechstelle.
Nach über zwei Stunden fuhr dann endlich ein Schiff raus. Ich hatte es auf dem Vesselfinder allerdings schon beobachtet. Wir durften dann rein, weil er sonst ohnehin leer runterfahren müsste, weil schon das nächste Schiff von unten käme. Mit uns fuhr ein weiteres Sportboot unserer Größe; die hatten sich gar nicht erst angemeldet.


Nun ging es endlich weiter. Durch Passau,... die Donau wird jetzt grün wie der Inn; eigentlich ist sie auch der Inn, aber aus historischen Gründen heißt sie weiterhin "Donau". Kaffepause in Pyrawang in der "Donauperle". Mit Masken fällst du hier auf, denn in der Gastronomie ist die Maskenpflicht in Österreich aufgehoben! An Obernzell vorbei, mal schnell in den Sportboothafen Kasten neugierig hineingeschnuppert. Sehr verlockend die Kohlbachmühle. Wenn nur der Service schneller wäre... Aber vielleicht hat sich das längst gebessert. Und dann Jochenstein. Angerufen. Es kommen zwei Fahrgastschiffe, da können wir aber nicht mit. Dann kommt aber noch ein Fahrgastschiff, da dürfen wir dahinter mit rein. Wir dachten, das kann ja dauern, aber es ist eine Doppelkammerschleuse und es ging gleich weiter. Wir konnten wieder Einiges an Zeit reinholen.


Jetzt wird die Donaulandschaft immer schöner und noch schöner. Bewaldete steile Donauleiten, dünne Besiedelung, immer wieder Anlege- und Einkehrmöglichkeiten; davon kannst du in Deutschland nur träumen.
In Schlögen ist die Tankstelle schon geschlossen, aber der Sprit wird noch reichen, zumindestens wenn man den Reservekanister mitrechnet. Bloß mal im Hafen umschauen und dann weiterfahren. Inzell,... Dann Obermühl! Schade dass ich noch so satt bin, denn dort ist immer wieder gute Einkehr. Auch das Gartencafé auf der rechten Donauseite würde mich mal reizen (Kobling). Nach der nächsten Donauschleife endlich Exlau. Es ist doch schon 19 Uhr geworden. Die haben heute Wikingerfest. Gerade als wir ankommen, fahren die "Wikinger" mit behörnten Helmen und nacktem Oberkörper eine kleine Runde mit ihrem Wikingerschiff. Wir warten bis sie angelegt haben und benutzen den benachbarten Steg. Einer lässt sich die Leine zuwerfen wie es üblich ist, aber - du liebe Güte - er ist sturzbetrunken und weiß kaum was mit der Leine anzufangen. Er zieht uns mit Karacho an den Steg und knotet den Strick so fest dass wir ihn kaum wieder aufkriegen. Wir bedanken uns trotzdem und sichern das Boot nochmal neu.
Ein wunderschöner Biergarten in herrlicher Landschaft. Außer diesem keine weiteren Anwesen. Wir genießen die Stimmung. Gut dass wir Zimmer reserviert haben, denn es herrscht ganz schön Betrieb.


Am nächsten Morgen bin ich so früh draußen, dass sogar die Schwäne noch den Hals in den Federn stecken haben. Alles ist ruhig und friedlich, auch noch nach dem Frühstück, als wir wieder ablegen. In Schlögen wird endlich getankt und es gibt ein Schwätzchen mit Franz, dem Hafenmeister und Tankwart. Und ich weiß jetzt worauf ich mich einstellen muss wenn die Tüv-Pflicht für Boote in Deutschland eingeführt werden sollte. (Die Polkappen müssen abgedeckt und der Tank verrutschsicher montiert werden,...) In Österreich diskutiert man gleichzeitig deren Abschaffung.
Jochenstein ist auch auf dem Rückweg wieder fast problemlos. Bloß dass du als Sportbootfahrer nicht weißt, wie du an die Sprechstelle rankommen sollst. Die Leiter raufklettern? Andere hinzukommende Kollegen haben aber schon angerufen. Gleich kommt noch einer, dann sind wir fünf Sportboote, dann wird auch schon ohne Berufsschiff geschleust.


In Obernzell legen wir an und gehen essen. Beim Ablegen springt der Motor unwillig an. Dafür dass er eigentlich noch warm ist, ist das ungewöhnlich. Aber auch zuvor hat er schon schlecht Gas angenommen. Ich löse also die Leinen, gehe an Bord und wir legen ab. Der Motor geht aus als ich den Hebel nach vorne drücke. Ich orgele und mache und tu; er springt nicht wieder an. Ich bleibe ruhig, gehe zur Rücksitzbank, hebe sie hoch, drücke den Pumpball, er wird gleich fest. Fein, ich gehe wieder zum Sitz, drehe den Zündschlüssel, aber der Misthund springt nicht an.
Wir sind schon ein paar hundert Meter abgetrieben, da kommt ein österreichisches Feuerwehrboot des Wegs. Sie machen eine Ausfahrt mit Kindern oder Übung oder etwas in der Art. Die Signalpfeife habe ich schon hergerichtet, aber wir können uns durch Winken bemerkbar machen. Die kapieren sofort, kommen heran und nehmen uns mit unseren ohnehin bereitliegenden Festmacherleinen längsseits. Endlich ein Ernstfall, nicht immer nur so doofe Übungen! Erst schlagen sie vor, sie nehmen uns mit nach Pyrawang. Ich stimme zu, denn bestimmt dürfen sie uns nicht am deutschen Ufer absetzen. Dann kommt aber doch der Vorschlag, uns nach Obernzell zu schippern; sie dürfen also doch. (Ist ja auch ein Notfall). Das ist natürlich die richtige Uferseite für uns und das in unserem Fall geeignetere Land für weitere Maßnahmen.
Nun liegen wir da. Was jetzt?


Wir gehen mal rüber zum Fährmann von Obernzell und fragen ihn; vielleicht weiß der einen Bootsmechaniker oder irgendwas. Der Fährmann hat in einer halben Stunde Feierabend und fährt dann nach Passau; er würde uns mitnehmen. Klasse! Aber was ist mit dem Boot? Ich habe die Idee, den Hafenmeister von Obernzell anzurufen, ob uns jemand in den Hafen schleppen könnte, zur Sliprampe. (Der Motor springt immer noch nicht an). Klar, gleich kommt das Wasserskiboot rüber, wir sollen winken.
Der Fährmann ist so freundlich, dass er meine "Crew" erstmal nach Obernzell bringt und so lange wartet bis ich im Schlepptau daher komme. Nachdem ich am Gästesteg festgemacht habe, bringt er uns nach Schalding. Wie sich herausstellt, ist er aktives Mitglied beim dortigen Wassersportverein, der dort den Vereinshafen mit Kran unterhält, und kommt regelmäßig dorthin.


Der Rest ist klar. Wir ziehen den leeren Trailer die 11 km nach Obernzell, laden das Boot auf (gut dass ich eine 30-Meter-Rettungsleine aka Treidelleine dabei habe) und fahren damit zur Halle beim Kaninchenzuchtverein, wo ich mein Boot untergebracht habe.
Und was ist mit der zweiten Bergschleusung in Kachlet? Kenner der Gegend wissen es: die haben wir diesmal auf dem Landweg umfahren.
Alles gutgegangen, dank der enormen Hilfsbereitschaft vieler Beteiligter, auch im Hafen Obernzell übrigens. Bootfahrer halten eben zusammen.
Aber mit diesem Motor fahre ich keine Seemeile mehr. Er hat auch vorher schon gesponnen und er springt stets unwillig an wenn er kalt ist. Auf dem Wasser kann man aber keinen unzuverlässigen Motor gebrauchen. Andere drücken auf einen Knopf und der Motor läuft augenblicklich, bloß hörst du ihn kaum.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich irrtümlich geglaubt hatte, ich müsste noch Öl nachfüllen; daurch wird das Gemisch wohl zu fett geworden sein. Trotzdem - so geht das nicht weiter.


Weiß mir jemand einen sauberen Viertakter mit ca. 70 PS? Bitte PN.
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Wolfgang
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Alt 18.08.2021, 22:30
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Standard noch ein paar Bilder

...von der "Rettungsaktion"
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